... Im Süden der Stadt verläuft die wohl eisenbahntech- nisch interessanteste Strecke, die Bahnlinie Essen Hbf - Werden - Kettwig mit Anschluß nach Düsseldorf, die auf dem Teilstück Essen-Stadtwald-Essen-Wer- den eine sehr starke Neigung aufweist. Die schwierige Betriebsführung auf dieser landschaftlich sehr reiz- vollen Strecke führte vor allem nach letzten Krieg zu allerlei Versuchen mit den verschiedensten Traktions- arten und -kombinationen. Noch zur Länderbahnzeit wurde anfangs die Strecke bei der Bergfahrt je nach Zuggewicht in Doppeltraktion befahren. Erst mit der Beschaffung leistungsfähigerer Dampflokomotiven erfolgte die Umstellung auf Einzel- traktion, wobei mehrere Jahre lang vor und nach dem Zweiten Weltkrieg die 1'D1'h2-Tenderlokomotiven der Baureihe 935-12 (preuß. T141 ) das Streckenbild be- herrschten. Anfang der 50er Jahre wurden dann Über- legungen angestellt, einen starren Fahrplan auf dieser Strecke einzuführen, zumal hier der Anteil des Berufsverkehrs sehr hoch war. Die Schwierigkei- ten lagen in erster Linie im Einsatz geeigneter Betriebs- mittel, die den Erfordernissen der Streckenführung und des Verkehrsaufkommens gewachsen waren. Probe- weise stellte die Bundesbahndirektion Essen daher zu- nächst eine Einheit Doppelstockwagen sowie die bei- den Tenderlokomotiven 74 1319 und 74 1320 der ehe- maligen Lübeck-Büchener Eisenbahn in Dienst, um Erfahrungen über den Wendezugbetrieb und den Einsatz von Leichtbauwagen großer Kapazität zu sammeln. Zwar erwies sich der Wendezugbetrieb als eine technisch gute Lösung, zur Optimierung fehl- ten aber noch immer die geeigneten Lokomotiven. Die 74er lagen mit der einzelnen Doppelstockwageneinheit fast an der Leistungsgrenze, wenn sie den Werdener Berg von Werden in Richtung Stadtwald hinaufkeuch- ten. Später wurden sie überwiegend nur noch auf dem Teilstück Essen Hbf-Stadtwald im Pendelverkehr ein- gesetzt. Auch zwischenzeitlich durchgeführte Versu- che mit den Baureihen 780-5 (preuß. T18) und 3810-40 (preuß. P8) brachten noch keine auf die Dauer zufrie- denstellenden Ergebnisse. Ein besonderes Problem war von jeher das Anfahren im Bahnhof Essen-Hügel, der nicht nur in der Steigung, sondern außerdem noch in einer Kurve liegt. Erst mit der Beschaffung der Neu- baureihe 65, einer schweren 1’D 2’h2-Güterzugtender- lokomotive genügend großer Zugkraft und mit einer ho- hen Anfahrbeschleunigung, konnte man ab 1954/55 gute Ergebnisse erzielen, wenn auch die Höchstgeschwindigkeit der Lokomotiven mit 85 km/h vielleicht etwas zu niedrig lag. Sie wurden größtenteils zwischen Essen und Düsseldorf im Wendezugverkehr eingesetzt und dann ab 1966 durch Diesellokomotiven der Reihe V10020 ersetzt. Nach Fertigstellung der Elek- trifizierung übernahmen ab Mai 1968 elektrische Loko- motiven der Reihe E41 vom Bw Hagen die Zugförde- rung auf dieser Strecke. Heute wird die Linie nur noch im reinen S-Bahnbetrieb von den elektrischen Triebwa- gen der Reihe 420 befahren, womit die ur- sprünglichen Vorstellungen eines Betriebes nach star- rem Fahrplan doch noch realisiert werden konnten. Eine Kuriosität soll an dieser Stelle noch erwähnt wer- den. In den 50er Jahren gab es sogar eine Fernverbin- dung über diese Strecke, und zwar fuhr am frühen Mor- gen ein FD-Zug mit Zielbahnhof Wien West ab Essen Hbf talwärts über den Werdener Berg in Richtung Düs- |
seldorf, von wo er
wieder dem normalen Verlauf der Köln-Mindener Bahn in Richtung Köln folgte. Der abendliche Gegenzug wurde jedoch über die Bergisch- Märkische Strecke nach Essen geleitet, da man be- fürchtete, daß der Zug zwischen Werden und Stadt- wald auf der Steigung liegenbleiben könnte. Doch weil gerade von Kuriositäten gesprochen wurde, eine attraktive Besonderheit ist der mitten in der Steil- strecke zwischen Werden und Stadtwald liegende Bahnhof Essen-Hügel. Als der 33jährige Friedrich Alfred Krupp nach dem Tod seines Vaters Alfred Krupp die Leitung des Unternehmens übernahm, lag ihm die Villa Hügel zu weit abseits vom Fabrikgelände. Die Fahrt mit dem Pferdewagen zur Villa war recht um- ständlich und das Auto war gerade erst erfunden wor- den, aber noch nicht verfügbar. Also lag es nahe, die am Parkgelände unterhalb der Villa Hügel vorbeiführende Eisenbahn zu benutzen. Es mußte aber ein Bahnhof her. Krupp reichte beim zuständigen Eisen- bahnbetriebsamt einen entsprechenden Antrag ein, der aber mit Hinweis auf das starke Gefälle der Strecke an dieser Stelle zunächst abgewiesen wurde. Krupp wiederholte daraufhin seinen Antrag mit dem Zuge- ständnis, die durch Änderung der Streckenneigung an- fallenden Kosten zu übernehmen. Hierauf wurde dem Antrag 1889 stattgegeben, allerdings mit den Ein- schränkungen, daß das Ein- und Aussteigen auf der Parkseite »nur ganz ausnahmsweise und nur auf je- desmaligen Antrag« genehmigt würde. Auch würde diese Erlaubnis nur auf Herrn Krupp allein beschränkt bleiben und nicht auf die Angehörigen ausgedehnt. Der Bahnhof wurde schon 1 Jahr später nach Erteilung der Baugenehmigung im Jahre 1890 eröffnet. Als zehn Jah- re lang der Betrieb ohne Beanstandung in der vertrag- lich festgesetzten Form verlaufen war, wurde nun auch den Angehörigen Krupps, den Gästen und den höheren Bediensteten der Villa die Bahnhofsbenutzung gestat- tet, allerdings immer nur in Begleitung des Stationsbe- amten. Es gibt sie noch heute, die Station Essen-Hügel, wenn auch als letztes gekröntes Haupt Kaiser Haile Selassie durch das große, direkt zum Park führende Gittertor geschritten ist. Dem Fußvolk ist nur der Nie- dergang zum Fußgängertunnel vorbehalten, hier ver- läßt man am tiefer gelegenen Südausgang den Bahn- hof, von wo das herrliche Panorama des von Wald um- säumten Baldeneysees zu wunderschönen Spazier- gängen am See entlang oder über die Ruhrhöhen einlädt. ... |
Holzsägewerk von Döllken & Co.Im Jahr 1887 eröffnet die Firma Döllken ihren Betrieb von der Ruhrtalstraße ausgehend im westlichen Teil des Bahnhofs. Auf beiden Seiten des Bahnhofs befanden sich Gebäude und Flächen der Firma Döllken. Auf nördlicher Seite erstreckte sich das Werksgelände über eine Länge von gut 400 Metern. Seit den Anfängen des Betriebes erfolgte der Transport des Holzes mit der Bahn. Im nördlichen Betriebsgelände befanden sich mehreren Anschlußgleise und einige Weichen. Auf der Südseite befand sich ein großer Holzlagerplatz und ein Lagerschuppen sowie ein weiteres Anschlußgleis. Die beiden Werksteile waren über einen Bahnübergang etwas westlich vom Stellwerk Swt miteinander verbunden, an den sich ein Weg bis hinauf zur Ruhrtalstraße anschloß. Auch befand sich eine Krahnbahn mit einem Portalkrahn auf dem Werksgelände westlich vom Stellwerk Swt. Ab 1893 wurde Grubenholz für den Bergbau angeboten. 1919 repariert Döllken zerstörte Waggons der Reichsbahn und errichtet eine Abteilung Waggonbau. Im Jahr 1926 beschäftigte Döllken 600 Angestellte auf einer Fläche von 80.000m2.Der Gleisanschluß der Firma Döllken wurde seit Mitte der 80er Jahre nicht mehr benutzt. Luftaufnahmen aus dem Jahre 1926 finden sich auf der Seite https://www.kurtsimonsays.com Die Unternehmensgeschichte der Firma Döllken findet sich auf www.albert-gieseler.de Download PDF Broschüre 125 Jahre Döllken: https://www.doellken-kv.com |
Zeitungswerbung von Döllken aus dem Jahre 1925. |