Eisenbahngeschichte in Essen |
In nordöstlicher Richtung führte ein Gleis
des Güterbahnhofs Essen-Rüttenscheid in ein
Industrieareal, das von der Eleonorastraße, der Rellinghauser
Straße, der Bahnstrecke Essen-Kettwig-Düsseldorf und der
Ahrfeldstraße eingeschlossen war. Vermutlich wurde dieses
Gleis als Anschluß für die Zeche
Ludwig
beim Bau der Strecke Mülheim (Ruhr) - Steele Süd - Dahlhausen -
Hattingen (Ruhr) gleich
mitverlegt. Der Anschluß von Zechen war häufig
treibendes Element von Streckenbauten im Ruhrgebiet. Dadurch erklärt sich auch
das Alter des
Brückenviaduktes. Diese Industrieanschluß überquerte zunächst die Veronikastraße als beschrankter Bahnübergang und anschließend die Witterbergstraße mittels einer modernen Kastenbrücke, die auch im Jahre 2016 noch vorhanden ist. Die Bahnstrecke Essen-Kettwig-Düsseldorf wurde mit einer Viaduktbrücke aus Bruchsteinen überquert, die im Jahre 2016 noch teilweise erhalten ist. |
In
dem Industrieareal waren in
den 60er Jahren u.a. eine Niederlassung der Fa.
Rommenhöller Kohlensäure (siehe:
Begründer der Kohlensäure-Industrie Carl Gustav
Rommenhöller), ein Lager der Fa. Karstadt (Möbel),
ein Lager von ARAL für Kleinteile, ein Lager vom
Nürnberger-Bund (Haushaltswaren), der
Herholz-Metallschrotthandel und ein weiterer Metallschrotthandel. Die
Firma Coca Cola hatte ihre
Hauptverwaltung und Produktionsanlagen von ca. 1930 bis 2003 in diesem
Industrieareal. Des Weiteren waren noch zwei Stahlbau-Firmen hier
ansässig. (Das Foto des Schildes zeigt den Wegweiser an der Eleonorastraße 2 zur Fa. Rommenhöller im Jahre 1994 mit einem CO2-Symbol für die Kohlensäure) Betrieb gemacht wurde auf dem Industrieanschluß in späten Jahren seines Bestehens u.a. mit einer V 60 und einer Köf. Vor 1970 sah man auf dem Bahnübergang Veronikastraße selbstverständlich auch Dampflokomotiven passieren. |
Die Strecke verläßt den Güterbahnhof Rüttenscheid über die Veronikastraße, überquert die Wittenbergstraße und die S-Bahnlstrecke nach Düsseldorf.
Gründung
der Fa. Rommenhöller und Verwendung von Kohlendioxid (CO2) Carl Gustav Rommenhöller war ein deutscher Unternehmer und Wegbereiter der sich Ende des 19. Jahrhunderts ausbreitenden Kohlensäureindustrie. Er gründete das umgangssprachlich kurz „Rommenhöllerwerke“ genannte Unternehmen Kohlensäurewerke C. G. Rommenhöller dem an verschiedenen Standorten in Europa (und bis 1926 in Afrika) insgesamt 40 Kohlensäurewerke, zahlreiche Kohlensäuresprudel und -lagerstätten gehörten. 1894 erschloss Rommenhöller in Herste (heute ein Stadtteil von Bad Driburg) den Westfalia-Sprudel und errichtete für die Kohlensäureverarbeitung vor Ort ein Werk, das dort bis heute besteht und mittlerweile zur Linde AG gehört. Der Westfalia-Sprudel versorgte damals große Teile des Deutschen Reiches mit Kohlensäure. Bei der Verladestation der Rommenhöller-Werke in Herste (Bad Drieburg) handelt es sich um das größtes Werk für die Förderung und Verflüssigung von Kohlensäure in Europa. Romenhöller-Werk in Herste (Google Maps). Verwendet wird Kohlensäure u.a. zur Erzeugung des Bierdrucks in den Gaststätten, für die Mineralwasser-Fabrikation, Kühlanlagen, Benzintanks, Feuerlöschapparate und Schutzgasschweißen. |
Die rüttenscheider Rommenhöller
Zweigniederlassung bestand von 1899
bis 1985. Da der heutige essener Stadteil Rüttenscheid
erst seit 1905 zu Essen gehört, fand die Gründung des Werkes noch in
Rüttenscheid statt. Die
Postanschrift der Zweigniederlassung
hat sich einige Male geändert. Anfänglich lautete sie auf
Sybillastraße 3, dann auf Susannastraße 51 und zuletzt
Eleonorastraße 2. Ein Neubau der Niederlassung erfolgte in den Jahren 1935/36. Im Februar 1936 wurden die neuen Gebäude der Firma fertiggestellt nachdem der Abbruch von zwei älteren Gebäuden auf dem Gelände im Jahre 1935 erfolgt war. Ein Lageplan des Geländes mit den Gebäuden der Niederlassung befindet sich im essener Stadtarchiv [Signatur 143/1311]. Bei den 1936 entstandenen Gebäuden handelt es sich um zeitgemäße Backsteinbauten. Der Komplex bestand aus einer Wagenhalle, einer Flaschenlagerhalle mit Rampe und Verwaltungstrakten. Es gab 1936 eine Segmentdrehscheibe mit zwei Gleisen auf dem Gelände. Ein Gleis führte zur Wagenhalle und das andere als Abstellgleis zu einem Prellbock. Das Umsetzen der Wagen auf dem Werksgelände erfolgte mittels Spillbetrieb. Die Spille sind auf den Fotos gut sichtbar. Die Segmentdrehscheibe sieht man auf späteren Fotos nicht mehr. Sie wurde durch eine weitere Weiche im Brückenbereich ersetzt. Das Werksgelände wurde von Mauern begrenzt bzw. mit einem Zaun hin zur Böschung der Eisenbahnlinie Essen-Kettwig-Düsseldorf. Um 1980 wurde ein weißer Hochtank zur Zwischenlagerung der Kohlensäure auf der Südseite des Gebäudekomplexes im Freien aufgestellt. Der Hochtank befand sich etwa dort wo das kleine, flache Gebäude ganz im Süden auf dem Lageplan war. Die Belieferung erfolge zu dieser Zeit mit Kesselwagen. Die Rommenhöller AG befindet sich heute im Besitz der Linde Gas AG. Die folgenden sw-Fotos von 1936 stammen vom AGA-Museum Niederlande. |
Kohlensäureflaschenlager mit
Laderampe (1936).
Gleisseite mit Segmentdrehscheibe, geschlossenem Zufahrtstor, rechts
verm. Verwaltungsgebäude.
Gleisseite der Gebäude mit Abstellgleis vor der Wagenhalle.
Blick in die geöffnete Wagenhalle mit einem Flaschenwagen (1936)
Das Kohlensäureflaschenlager. Hinter der Wand links befand sich die
Wagenhalle.
Werbung aus den 30er (?) Jahren.
Werbung von 1972.