Logo Eisenbahngeschichte in Essen Rommenhöller


Stand: 6.12.22

Industriegleis im Anschluß an den Güterbahnhof Essen-Rüttenscheid

und

Die Rommenhöller Niederlassung   internal-link.png

Modell der essener Rommenhöllerniederlassung in 1:120 von Dirk Voigtländer




In nordöstlicher Richtung führte ein Gleis des Güterbahnhofs Essen-Rüttenscheid in ein Industrieareal, das von der Eleonorastraße, der Rellinghauser Straße, der Bahnstrecke Essen-Kettwig-Düsseldorf und der Ahrfeldstraße eingeschlossen war. Vermutlich wurde dieses Gleis als Anschluß für die Zeche Ludwig beim Bau der Strecke Mülheim (Ruhr) - Steele Süd - Dahlhausen - Hattingen (Ruhr) gleich mitverlegt. Der Anschluß von Zechen war häufig treibendes Element von Streckenbauten im Ruhrgebiet. Dadurch erklärt sich auch das Alter des Brückenviaduktes.
Diese Industrieanschluß überquerte zunächst die Veronikastraße als beschrankter Bahnübergang und anschließend die Witterbergstraße mittels einer modernen Kastenbrücke, die auch im Jahre 2016 noch vorhanden ist.
Die
Bahnstrecke Essen-Kettwig-Düsseldorf wurde mit einer Viaduktbrücke aus Bruchsteinen überquert, die im Jahre 2016 noch teilweise erhalten ist.
In dem Industrieareal waren in den 60er Jahren u.a. eine Niederlassung der Fa. Rommenhöller Kohlensäure (siehe: Begründer der Kohlensäure-Industrie Carl Gustav Rommenhöller), ein Lager der Fa. Karstadt (Möbel), ein Lager von ARAL für Kleinteile, ein Lager vom Nürnberger-Bund (Haushaltswaren), der Herholz-Metallschrotthandel und ein weiterer Metallschrotthandel. Die Firma Coca Cola hatte ihre Hauptverwaltung und Produktionsanlagen von ca. 1930 bis 2003 in diesem Industrieareal. Des Weiteren waren noch zwei Stahlbau-Firmen hier ansässig.
(Das Foto des Schildes zeigt den Wegweiser an der Eleonorastraße 2 zur Fa. Rommenhöller im Jahre 1994 mit einem CO2-Symbol für die Kohlensäure)
Betrieb gemacht wurde auf dem Industrieanschluß in späten Jahren seines Bestehens u.a. mit einer V 60 und einer Köf.
Vor 1970 sah man auf dem Bahnübergang Veronikastraße selbstverständlich auch Dampflokomotiven passieren.

75 Jahre Coca-Cola in Deutschland (PDF) linksymbol.png

Streckenverlauf:


Ausschnitt aus Stadtplan von 1927 mit dem eigentlichen Industriegebiet.

Zechen/Zeche_Ludwig_1000px.jpg
Historische Ansichtskarte der Zeche Ludwig Sammlung: A. Döpper

Die Strecke verläßt den Güterbahnhof Rüttenscheid über die Veronikastraße, überquert die Wittenbergstraße und die S-Bahnlstrecke nach Düsseldorf.

Bahnübergang Veronikastarße
Vom Bahnübergang über die Veronikastraße sind lediglich einige Meter Gleis in der
Straßendecke übrig geblieben. (28.12.2005)
Brücke Wittenbergstraße
Die Kastenbrücke über die Wittenbergstraße (28.12.2005)
Viaduktbrücke vor Rommenhöller
Das Brückenviadukt vor dem eigentlichen Industriegebiet (Baujahr vermutlich gegen 1872).
Die Brücke bestand ursprünglich aus drei Viaduktbögen von denen der rechts liegende
während des Baus der Zufahrt zur Autobahn A52 gegen eine Betonbrücke ausgetauscht worden ist.
Unten verläuft die Strecke Essen-Kettwig-Düsseldorf [KBS 231]. (Foto 2005)
Brücke-II
Auf dem Brückenviadukt über die S-Bahn-Linie Richtung Düsseldorf (1993).
Vor der Brücke befand sich eine Linksweiche, die den Anzweig zur Fa. Rommenhöller ermöglichte. Rechts im Bild an der Bordsteinkante ist noch ein Weichenstellhebel für eine weitere Weiche zu erkennen. Das Brückengeländer ist noch wahre Kunst.
Im Hintergrund links führt die Strecke in Richtung Wittenbergstraße.
Zufahrt-Rommenhöller
Abzeig zur Fa. Rommenhöller Kohlensäure (1993). Das Gelände der
Rommenhöller-Niederlassung wurde durch zwei Maschendrahttore erreicht. 
Fotos/Rommenholler/Rommenhoeller_Wagenhalle_1994.jpg
Blick auf die Umgebaute Wagenhalle rechts (1994). Die hochgeschossene Birke deutet darauf hin, daß hier schon viele Jahre keine Wagenladung mehr in Empfang genommen wurde.

Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Einfahrt_Joachim_Leitsch.jpg
Dieses Foto zeigt die Zufahrt mit zwei Weichen im Brückenbereich. Ein Flaschenwagen steht vor der Wagenhalle und ein Kesselwagen auf dem linken Gleis. Gut zu erkennen sind eine Rechtsweiche und folgende Linksweiche unmittelbar hinter der Brücke.
(Foto 1975 / Joachim Leitsch)

Fotos/Rommenholler/Rommenhoellergelaende_2016_800px.jpg
Das ehemalige Rommenhöllergelände im März 2016. Eine Filiale der Büromarktkette Staples ist zu sehen. Geblieben ist nur die Brücke mit dem schönen Geländer.


Die Gleise führten von hier aus weiter bis zur Zeche Ludwig in Bergerhausen.
Mehr über die Zeche Ludwig erfährt man hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zeche_Ludwig


Das Rüttenscheider Rommenhöller Kohlensäurewerk

Kohlensäure - Werke C.G. Rommenhöller, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Zweigniederlassung Essen
Werk Essen (Ruhr) Susannastraße 51


Gründung der Fa. Rommenhöller und Verwendung von Kohlendioxid (CO2)
Carl Gustav Rommenhöller war ein deutscher Unternehmer und Wegbereiter der sich Ende des 19. Jahrhunderts ausbreitenden Kohlensäureindustrie. Er gründete das umgangssprachlich kurz „Rommenhöllerwerke“ genannte Unternehmen Kohlensäurewerke C. G. Rommenhöller dem an verschiedenen Standorten in Europa (und bis 1926 in Afrika) insgesamt 40 Kohlensäurewerke, zahlreiche Kohlensäuresprudel und -lagerstätten gehörten.
1894 erschloss Rommenhöller in Herste (heute ein Stadtteil von Bad Driburg) den Westfalia-Sprudel und errichtete für die Kohlensäureverarbeitung vor Ort ein Werk, das dort bis heute besteht und mittlerweile zur Linde AG gehört. Der Westfalia-Sprudel versorgte damals große Teile des Deutschen Reiches mit Kohlensäure.
Bei der Verladestation der Rommenhöller-Werke in Herste (Bad Drieburg) handelt es sich um das größtes Werk für die Förderung und Verflüssigung von Kohlensäure in Europa. Romenhöller-Werk in Herste (Google Maps).
Verwendet wird Kohlensäure u.a. zur Erzeugung des Bierdrucks in den Gaststätten, für die Mineralwasser-Fabrikation, Kühlanlagen, Benzintanks, Feuerlöschapparate und Schutzgasschweißen.

Die rüttenscheider Rommenhöller Zweigniederlassung bestand von 1899 bis 1985. Da der heutige essener Stadteil Rüttenscheid erst seit 1905 zu Essen gehört, fand die Gründung des Werkes noch in Rüttenscheid statt. Die Postanschrift der Zweigniederlassung hat sich einige Male geändert. Anfänglich lautete sie auf Sybillastraße 3, dann auf Susannastraße 51 und zuletzt Eleonorastraße 2.
Ein Neubau der Niederlassung erfolgte in den Jahren 1935/36. Im Februar 1936 wurden die neuen Gebäude der Firma fertiggestellt nachdem der Abbruch von zwei älteren Gebäuden auf dem Gelände im Jahre 1935 erfolgt war. Ein Lageplan des Geländes mit den Gebäuden der Niederlassung befindet sich im essener Stadtarchiv [Signatur 143/1311].

Bei den 1936 entstandenen Gebäuden handelt es sich um zeitgemäße Backsteinbauten. Der Komplex bestand aus einer Wagenhalle, einer Flaschenlagerhalle mit Rampe und Verwaltungstrakten. Es gab 1936 eine
Segmentdrehscheibe mit zwei Gleisen auf dem Gelände. Ein Gleis führte zur Wagenhalle und das andere als Abstellgleis zu einem Prellbock. Das Umsetzen der Wagen auf dem Werksgelände erfolgte mittels Spillbetrieb. Die Spille sind auf den Fotos gut sichtbar. Die
Segmentdrehscheibe sieht man auf späteren Fotos nicht mehr. Sie wurde durch eine weitere Weiche im Brückenbereich ersetzt. Das Werksgelände wurde von Mauern begrenzt bzw. mit einem Zaun hin zur Böschung der Eisenbahnlinie Essen-Kettwig-Düsseldorf.

Um 1980 wurde ein weißer Hochtank zur Zwischenlagerung der Kohlensäure auf der Südseite des Gebäudekomplexes im Freien aufgestellt. Der Hochtank befand sich etwa dort wo das kleine, flache Gebäude ganz im Süden auf dem Lageplan war. Die Belieferung erfolge zu dieser Zeit mit Kesselwagen.

Die Rommenhöller AG befindet sich heute im Besitz der Linde Gas AG.

Die folgenden sw-Fotos von 1936 stammen vom AGA-Museum Niederlande.


Fotos/Rommenholler/Rommenholler-Lageplan-1936-800px.JPG
Lageplan von 1936 im Maßstab 1:500. Rote Gebäude: Neubau, gelbe Gebäude: Abriß.

Fotos/Rommenholler/Rommenholler-Lageplan-1936-Ausschnitt-800px.JPG
Ausschnitt aus dem Lageplan (1936). Im Gegensatz zum Stadtplan von 1927 gab es jetzt 2 Gleise auf
dem Werksgelände, die über eine
Segmentdrehscheibe angefahren wurden.


Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Verwaltungsgebaude.jpg
Blick über den Hof nach Norden Richtung Eleonorastraße. Links das Zufahrtstor auf das Werksgelände.

Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Hof.jpg
Blick zur Gegenseite.

Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Essen.jpg
Kohlensäureflaschenlager mit Laderampe (1936).



Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Segmentdrehscheibe_1936.jpg
Gleisseite mit Segmentdrehscheibe, geschlossenem Zufahrtstor, rechts verm. Verwaltungsgebäude.

Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Ruckseite_Abstellgleis.jpg
Gleisseite der Gebäude mit Abstellgleis vor der Wagenhalle.


Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Wagenhalle_1936.jpg
Blick in die geöffnete Wagenhalle mit einem Flaschenwagen (1936)

Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Flaschenlager_1936.jpg
Das Kohlensäureflaschenlager. Hinter der Wand links befand sich die Wagenhalle.

Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Befullung_auf_der_Waage.jpg
Befüllung von Kohlensäureflaschen auf der Waage.


Fotos/Rommenholler/Rommenholler-Hubertus.jpg
Dieses Foto zeigt den 4-achsigen Kohlensäurewagen Nr.34 hinter der Segmentdrehscheibe auf dem Werksgelände.
Das Gleis auf dem der
Kohlensäurewagen steht führt in die Wagenhalle, in der das Abfüllen der Kohlensäure auf Gasflaschen stattfand.
Links im Bild kann man noch einen Teil der Wagenhalle erkennen. Eine O-Wagen befindet sich auf dem Abstellgleis neben dem Wagenhallengleis.
Die Baumaßnahmen waren zum Zeitpunkt der Fotografie noch nicht ganz abgeschloßen, wie man an den herumstehenden Karren sehen kann.

Im Hintergrund sieht man den Kirchturm von St. Hubertus an der Töpferstraße.


Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Drehscheibe_Wagen.jpg
Kohlensäurewagen Nr. 35 auf der Segmentdrehscheibe.
Man erkennt vor und hinter der
Segmentdrehscheibe Spille zum Bewegen der Wagen ohne Lokomotive.

Fotos/Rommenholler/Rommenholler-Segmentdrehscheibe.jpg
Die Segmentdrehscheibe in ganzer Pracht. Im Stadtplan von 1927 war an
dieser Stelle noch keine Verzweigung eingezeichnet.

Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Werbung.jpg
Werbung aus den 30er (?) Jahren.


Fotos/Rommenholler/Rommenholler_Werbung_2.jpg
Werbung von 1972.




Modell der essener Rommenhöllerniederlassung in 1:120 von Dirk Voigtländer

Laserkartonmodell, Fensterrahmen und Segmentdrehscheibe wurden aus 0.2mm dickem Neusilber geätzt.

Rommenhoeller-Modell/RH-Modell-2-1200px.jpg

Rommenhoeller-Modell/RH-Modell-3-1200px.jpg

Rommenhoeller-Modell/RH-Modell-4-1200px.jpg


Rommenhoeller-Modell/RH-Modell-5-1200px.jpg



Buch: Rommenhöller 1881-1981, Verlag Kohlensäurewerke, 1981



zur Startseite