Lowa-II Logo bhf-essen/weg-rommenhoeller.jpg
               

Die Rommenhöller Flaschenwagen

Kohlensäure-Werke C.G. Rommenhöller GmbH

4.06.2016


1. Aufbau der Flaschenwagen

2. Tabellarische Auflistung von bekannten Rommenhöller Flaschenwagen
3. Übernahme der Raydt'schen Transportwagen
4. Skizzen von Flaschenwagen
5. Literatur


Es handelt sich bei den Flaschenwagen um Spezialwagen, die durch ihre weisse Lackierung und ihre flache Bauweise in Zügen auffallen. Es hat ungefähr 50 Stück von diesen Wagen gegeben.


Aufbau der Flaschenwagen

In der Anfangszeit wurde die Kohlensäure in Gasflaschen in gewöhnlichen geschlossenen Wagen transportiert. Von 1897 an wurden Spezialfahrzeuge gekauft, die sogenannten Flaschenwagen oder auch Batteriewagen (in Holland). Diese gab es in vielen verschiedenen Ausführungen, normale geschlossene Wagen bis Kühlwagen mit einem hölzernen Aufbau. Die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaute Serie sah aus wie ein halbhoher Gs. Im Innern befanden sich langgestreckte Zylinder, in denen das Gas unter sehr hohem Druck (ca. 100 bar) komprimiert wurde. Diese Flaschenwagen wurden bis ca. 1980 verwendet und gingen dann außer Betrieb.

Fotos/Rommenholler_Wagen/Muenster_502220_vdZ_Katalog.jpg
Rommenhöller-Flaschenwagen Nr.13
. Gut erkennt man die liegenden Flaschen durch die abgebauten Stirntüren.


Ein schöner Aufsatz über die Flaschenwagen findet sich in:
[3] Driesch, P.: Bahn & Modell, Heft 10, 1989, S. 68f.
Ein solcher Wagen war mit Flaschen ausgerüstet, die fest im Wagenkasten gelagert wurden. Je nach Tragfähigkeit konnten 36, 48, 55 oder 60 Flaschen vorhanden sein, die in 3, 4 oder 5 Reihen übereinander untergebracht sein konnten. Die Flaschen waren an Sammelleitungen angeschlossen und mit den erforderlichen Absperrventilen ausgerüstet. Das Gesamtfassungsvermögen konnte recht unterschiedlich sein; es lag zwischen 4,5 und 11cbm. Die ersten Flaschen waren im Feuer geschweißt und später nahtlos gezogen oder gepreßt (sog. Ehrhardt´sches Verfahren). Bis zur Einführung der elektrischen Schweißung änderte sich daran nichts; solche Wagen entstanden noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Flaschen hatten in der Regel einen Prüfdruck von 190 atü; damit wird angezeigt, daß die Kohlensäure "komprimiert" wurde. Die Wagen waren durchwegs mit einem abnehmbaren Dach (das im Allgemeinen von einteiliger Konstruktion war) ausgerüstet, damit an den Flaschen Wartungsarbeiten vorgenommen werden konnten. Die Stirnwand am Nichtbremsende war mit Drehtüren oder Klappen ausgerüstet, die den Zugang zu den Armaturen ermöglichten. Der Wagenkasten erhielt einen weißen, wärmeabweisenden Anstrich.
Das Untergestell konnte zwei-, drei- oder vierachsig sein, letzteres dann mit Drehgestellen aus Flachrahmen in amerikanischer Bauart. Als Bremsausrüstung war eine Handspindelbremse vorhanden, die, je nach Baujahr des Fahrzeugs, mit einer Druckluftbremse der Bauart Westinghouse, Kunze-Knorr oder Hildebrand-Knorr ergänzt sein konnte.
Die ersten beiden Wagen waren bereits im Jahre 1884 bei der K.E.D. Berlin eingestellt, die ersten vierachsigen Fahrzeuge folgten noch vor der Jahrhundertwende; um 1910 gab es auch dreiachsige Fahrzeuge. Da die Tragfähigkeit der Wagen zunahm, waren in solchen Wagenkästen dann 110 Flaschen untergebracht, die sich auf zwei "Stapel" mit jeweils 55 Stück aufteilten. Hier war dann eine Drehtür (einwärtsschlagend) in Wagenmitte eingebaut, die Stirnwandtüren entfielen in diesem Fall. Die Flaschenwagen hatten alle ein sehr hohes Eigengewicht.
Die Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Wagen hatten ein doppeltes Dach zur Wärmeisolation.Teils verfügten die Wagen auch über Dachluken.
Hergestellt wurden die Flaschenwagen u.a. in der Waggonfabrik van der Zypen & Charlier in Köln-Deutz.

Fotos/Rommenholler_Wagen/Muenster_502_250_vdZ_Katalog.jpg
Rommenhöller-Flaschenwagen Nr.7

Der Kauf und die Verwendung von Flaschenwagen war nicht mehr rentabel, zum Teil weil die für den hohen Druck notwendigen starkwandigen Gasflaschen ein hohes Gewicht hatten. Die Tragfähigkeit der alten zweiachsigen Güterwagen war somit nur etwa sechs Tonnen, bei Dreiachsern konnte sie auf 10 Tonnen erhöht werden.

Im der Enzyklopädie des Eisenbahnwesens wird
ein Flaschenwagen beschrieben [2], den die Gothaer Waggonfabrik für die Gothaischen Kohlensäurewerke (Sondra-Quelle) gebaut haben. Dieser Dreiachser wird mit 11m Kastenlänge bei 2x4m Radstand beschrieben.

Fotos/Rommenholler_Wagen/535090_Csl_Rommenhoeller_SlgSC_1000px.jpg


Tabellarische Auflistung von bekannten Rommenhöller Flaschenwagen

In der folgenden Tabelle werden die Wagen aufgeführt, deren Maße durch Skizze oder Texte belegt sind. Die Werte für Länge, Höhe und Breite beziehen sich nur auf den Wagenkasten!
Von den
Wagen Nr. 25 und 41 wurden die Abmessungen durch Rekonstruktion [7] anhand von Fotos bestimmt.
Alle Angaben ohne Gewähr.

Nr. Bauj. Achsen LüP
Achsstand Brh. Kastenlänge Höhe Breite Bemerkung
7 (30) 1898 4 10800
6900 offen 8700 1540 2950 Skizze Rommenhöller [5]
11 1897
2 10700
6000 offen 8700 1430 2850 Skizze Rommenhöller [5]
12 1897 2 10750
6000 offen 8700 1430
2850 Skizze Rommenhöller [5]
13 1897 2 10800
6000 offen 8700 1430 2850 Skizze Rommenhöller [5]
18 1897 2 9630
5000 offen 6400 1050 2800 Daten PB
19 1899 2 10740
6000 offen 7600 1050 2800 Daten PB
23 1905 3 9100
6000 hoch 9100 1750 2800 Foto
25 1905 3 9100
6000 hoch 8000 ? 1750 2800 Reko / Danzig Pl. / Daten PB
32
1926
2
8820
4500
tief
8650
1750
3000
Skizze Rommenhöller
33 1926 2 8800
4500 tief 6850 1750 3000 Skizze Rommenhöller
34 1899 4 11550
9000 -
7500
2200
2800 Skizze Rommenhöller, ex. Raydt, Wü.
35 1899 4 11600
9000 -
8200
1760 2800 Skizze Rommenhöller, ex. Raydt, Wü.
39 1946 ? 3
6000 tief

2800 Foto / Bahn Epoche, 2012, Heft 2, S.58
41 1946 3 10000
6000 tief/Blech 8400
1750 2800 Foto / Reko
42 1947 3
6600 tief/Blech

2800 Foto LWL
43 1947 3
6600 tief/Blech

2800 Foto
44 1948 ? 10900
6700 Bühne 8900 1500 ? [3] Text
45 1948 2 10900 6700 Bühne 8900 1500 2800 [3] Text
46 1948 2 10900 6700 Bühne 8900 1500 2800 Foto
47 1948 2 10900 6700 Bühne 8900 1500 2800 [3] Text


Übernahme der  Raydt'schen Transportwagen [8]
Bei den Rommenhöllerwagen Nr. 34 und 35 handelt es sich um ehemalige Wagen der Firma Dr. Raydt in Württemberg, einem anderen Kohlensäurefabrikanten. Bei diesen waren die zylindrischen Kohlensäurebehälter in dem geschlossenen Eisenbahnwagen in senkrechter Stellung angeordnet. An beiden Enden sind dieselben, also unten und oben, mit Ventilen versehen, an welche sich zwei horizontale Rohre aschließen. Von letzteren dient das untere zum Füllen und das obere zum Entleeren der Behälter. Das Füllen geschieht in bekannter Weise durch eine Verflüssigungsmaschine, an welche der Wagen durch ein Verbindungsrohr angeschlossen ist. Das Entleeren wird dadurch bewirkt, daß die flüssige Kohlensäure durch eine unten in die Behälter eingepreßte Flüssigkeit, welche spezifisch schwerer ist als flüssige Kohlensäure, verdrängt wird. Als weitere Besonderheit verfügen diese beiden Wagen über Drehgestelle mit innenliegender Achslagerung und einem nur sehr kurzem Drehgestellachsstand von 1,23m.
Nach der Übernahme dieser Wagen durch Rommenhöller erhielten sie neue Aufbauten und die Kohlensäurebehälter wurden liegend angeordnet.





Skizzen von Flaschenwagen

Die selbst angefertigten Skizzen wurden im Maßstab 1:32 angelegt bzw. wurden auf diesen Maßstab skaliert und werden auf dieser Seite (bei Verwendung eines 22"-Monitors) auch ungefähr in diesem Maßstab wiedergegeben.


Fotos/Rommenholler_Wagen/rommenholler_wagen_07.jpg
Wagen Nr. 7 Bj. 1898. (Diamond-Drehgestelle nach Zeichnung pr VI d 7 (1. Auflage, 1890)), Rommenhöller-Skizze nachgezeichnet

Fotos/Rommenholler_Wagen/rommenholler_wagen_12.jpg
Wagen Nr. 12, mit 2 Dachluken, Bj. 1897, Rommenhöller-Skizze nachgezeichnet



Fotos/Rommenholler_Wagen/rommenhollerwagen-nr18.png
Wagen Nr. 18, rekonstruiert, Daten PB.

Fotos/Rommenholler_Wagen/rommenhollerwagen-nr19.png
Wagen Nr. 19, 36 Gasflaschen, 6300kg Gasladung, rekonstruiert, Daten PB.



Fotos/Rommenholler_Wagen/rommenholler_wagen_25.jpg
Wagen Nr. 25 / rekonstruiert aus Foto / Achstand und Kastenlänge sind nicht sicher.


Fotos/Rommenholler_Wagen/rommenholler-wagen-33.png
Wagen Nr. 33 / nach Rommenhöllerskizze und Foto gezeichnet

Fotos/Rommenholler_Wagen/Skizze_34_Rommenholler.jpg
Wagen Nr. 34  mit innengelagerten Drehgestellen, Drehgestellachsabstand 1,23m, LüP 11,55m, Breite 3m, Höhe 3,46m.

Fotos/Rommenholler_Wagen/Skizze_35_Rommenholler.jpg
Wagen Nr. 35  mit innengelagerten Drehgestellen, Drehgestellachsabstand 1,23m, LüP 11,6m, Breite 3m, Höhe 3,15m.



Danksagung: P. Bignet, M. Maiss, P. Scheller, S. Walter.

Und hier geht es zu den Rommenhöller Kesselwagen linksymbol.png.



Literatur

[1] Carl Gustav Rommenhöller (Wikipedia) linksymbol.png

[2] Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 381. linksymbol.png

[3] Driesch, P.: Bahn & Modell, Heft 10, 1989, S. 68f.

[4] Sachse, E.: Rail Magazine, Heft 269, 2009, S. 41. linksymbol.png

[5] Kupplung - Rundschreiben für Wagenfreunde, Nr.82

[5] Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier, Köln-Deutz linksymbol.png

[6] AGA-Museum über Rommenhöller linksymbol.png


[7] Rekonstruktion (Darstellende Geometrie) in Wikipedia linksymbol.png

[8] Luhmann, E.: Die Fabrikation der flüssigen Kohlensäure, Berlin 1904, S.178ff
linksymbol.png

[9] Literatur über Güterwagen in Zeitschriften und Büchern (von Viktor Schiffer) link

[10] Güterwagen-Drehgestelle: Diamond - preussisch, nach Zeichnung VI d 7 (1890) linksymbol.png


zur Startseite